Mittwoch, 2. Mai 2012

[Rezension] David Guterson "Schnee, der auf Zedern fällt"

Inhalt

Der Lachfischer japanischer Abstammung, Kabuo Miyamoto, ist angeklagt, seinen Kollegen Carl Heine umgebracht zu haben. Keiner kann die Tat, die nachts auf hoher See geschah bezeugen und doch gibt es viele Indizien, die Miyamoto schwer belasten.
Vor dem Hintergrund des nur knapp 10 Jahre zurückliegenden Krieges gegen Japan, versucht der Inselreporter Ishmael Chambers die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Ausgabe

5. Auflage der Taschenbuchausgabe von btb Taschenbücher mit 505 Seiten inklusive Glossar zur Fischerei.

Preis

Meine Taschenbuchausgabe ist nicht mehr erhältlich. Dafür kann man jetzt eine broschierte Ausgabe für 9.95€ kaufen.

Meine Meinung

Gleich zuerst muss gesagt werden, dass mein von diesem Buch keinen großen Krimi oder Thriller erwarten darf. Die Handlung ist ganz anders aufgebaut, nämlich nicht auf eine anfängliche Untersuchung des Falls. Die Story startet gleich bei der Gerichtsverhandlung und klärt dann nach und nach über Vergangenheit der einzelnen Charaktere und ihre Verbindungen zueinander auf.
Dabei wird nach und nach natürlich auch der amerikanisch-japanische Krieg und die daraus folgenden Vorurteile angesprochen. Ich fand das Thema sehr interessant, aber teilweise dann doch etwas sehr langatmig zu Papier gebracht. Ich muss gestehen, dass ich viele Absätze mehrmals lesen musste, um zu wissen, was ich da gerade gelesen hatte.

Die Verkettungen zwischen den Charakteren haben mir sehr gut gefallen. Auf einer Insel kennt natürlich jeder jeden und es ist schwierig, den ersten Eindruck gegen einen anderen zu ersetzen - so können sich schon mal jahrelange Streitigkeiten hochschaukeln.
Wie bei einer Gerichtsverhandlung aber doch schon fast üblich, waren mir die Zeugen dann doch zu schwarz/weiß-gezeichnet. Endweder war man für den Angeklagten oder gegen ihn, es gab keine Unstimmigkeiten, sodass die Aussage dann doch ein wenig ins Wanken gerät. Alle Aussagen und Indizien werden als eindeutig beschrieben und das war für mich dann doch eher ein wenig unglaubhaft.

Guterson legt im Allgemeinen sehr viel Wert auf Beschreibungen und Hintergrundwissen. Nur ungefähr ein Viertel des Buches drehen sich wirklich um die Gerichtsverhandlung, der Rest wird mit Umgebungsbeschreibungen - viel Schnee, viel Wasser - und Vergangenheitsszenarien "aufgefüllt". An manchen Stellen ist dieses Wissen durchaus interessant und hilfreich. An anderen Stellen war es mir deutlich zu viel. Ich kam beim Lesen dadurch sehr durcheinander und musste mehrmals im Klappentext nachlesen, worum es eigentlich nochmal ging. Der Autor ist mir manchmal einfach zu viel abgeschweift.

Auch das Ende hat mir nicht unbedingt gefallen. 20 Seiten vorm Ende wird einem die Lösung einfach so hingeschmissen und die möchte man jetzt auch noch so annehmen. Hinterher kommt noch eine Lebensweisheit und dann ist auch schon gut. Das hat mich absolut nicht zufrieden gestellt. Natürlich könnte jetzt auch jemand fragen, was mir besser gefallen hätte. Ich weiß es nicht, aber das Ende war dem Buch in seiner Gesamtheit nicht würdig.

Ich denke, um das Buch zu genießen, sollte man sehr viel Zeit und Ruhe mitbringen. Erst dann eröffnet sich hier ein besondere Gesellschaftsroman.

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