Donnerstag, 3. November 2011

[Rezension] Rebecca Skloot "Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks"


Inhalt

1951 erkrankt Henrietta Lacks an Gebärmutterhalskrebs. Ohne ihre Einwilligung werden Proben dieses Karzinoms gewonnen, doch keiner weiß, dass diese Zellen die Medizin revolutionieren werden; sie sind die ersten menschlichen Zellen, die sich in Kultur züchten lassen.
An den HeLa-Zellen werden Impfungen gegen Kinderlähmung und Polio entwickelt. Man testet, wie sich biologische chemische und atomare Waffen auf die Zellen auswirken und man legt den Grundstein für die heutige Genetik.
Henriettas Zellen bringen Millionen von Dollar ein, doch sie selbst hat davon wenig; sie stirbt wenige Monate nachdem der Krebs bei ihr diagnostiziert wurde. Doch auch ihre Kinder und Kindeskinder werden nicht am Gewinn beteiligt und ihr Fall wirft große Probleme in Bezug auf Ethik und Einwilligungserklärungen auf.

Ausgabe

Hardcover aus dem Irisiana-Verlag mit 507 Seiten inklusive Danksagung, Anmerkungen und Register.

Preis

Es ist bisher nur als gebundene Ausgabe für 19.99€ erhältlich. Ich habe es mir von einer Kollegin ausgeliehen.

Meine Meinung

Ich war wirklich begeistert von dem Buch. Nicht jeder Leser ist ein Nerd, was Zellkultur angeht und ich fand, dass Skloot zwar Einzelheiten berichtete, dabei aber nicht zu weit in die Tiefe ging.
Sie stellt gleich am Anfang klar, dass dies keine Sci-Fi-Geschichte ist und das finde ich extrem wichtig, denn in der weiteren Schilderung der Geschichte könnte man glatt denken, dies wäre Fiktion. Die Wirklichkeit scheibt eben die besten Geschichten.

Und leider in diesem Fall auch die tragischsten. Jahrelang wusste Henriettas Familie noch nicht einmal, dass diese Zellen existieren und als sie es erfuhren, wurde ihnen noch nicht einmal richtig erklärt, was damit getan wurde.

Eigentlich finde ich es bei solch einem Fall unwichtig zu betonen, dass Henrietta Afroamerikanerin war; doch leider war dies in ihrem Todesjahr alles andere als unwichtig. In Amerika herrschte zu dieser Zeit Rassentrennung und dieses Denken herrscht auch noch eine Generation nach Henrietta.

Besonders interessant fand ich es, dass so etwas auch heute noch passieren könnte, da das menschliche Gewebe nach seiner Entnahme juristisch niemandem mehr gehört; jeder Wissenschaftler kann frei über sie verfügen und mit ihnen seine Experimente durchführen - dafür gibt es keine Einwilligungserklärung.

Unter all den Schicksalsschlägen musste ich aber auch ein wenig lachen, weil man richtig bemerkte, wie durchgeknallt manche Biologen sind. Früher musste natürlich jede Flasche Kulturmedium einzeln hergestellt werden, wofür auch Hühnerblut benötigt wurde. Dafür benutzte der Biologe lebende Hühner, denen er direkt aus dem Herz Blut aussaugte. Dazu hieß es im Buch:

"Hin und wieder fiel eines der Hühner dem Stress zum Opfer. Dann nahm er es mit nach Hause, damit seine Frau es zum Abendessen braten konnte."
Seite 59

Jeder normale Mensch würde sich jetzt die Stirn kratzen und fragen, wie ekelhaft man denn sein kann, aber ich finde das völlig normal. Merkwürdige Naturwissenschaftler.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der sich auch nur ansatzweise für Biologie interessiert. Es bietet viel Informationsmaterial, lässt aber auch die menschliche, emotionale Seite nicht aus. Das mochte ich sehr und finde es Schade, dass es nur so wenige Bücher dieser Art gibt.

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