Montag, 25. Juni 2012

[Rezension] Daniel Kehlmann "Die Vermessung der Welt"


Inhalt

Von ihrer frühen Kindheit, ihren Erfahrungen, ihren Reisen, bis hin zu ihrem Treffen erzählt das Buch die Geschichten von Alexander von Humboldt und Karl Friedrich Gauß.
Humboldts Expeditionen nach Südamerika, Gauß' Leistungen um die Landvermessung. Alles wird thematisiert, ohne auch ihre kleinen Fehler und Schwächen auszulassen.

Ausgabe

9. Auflage der Taschenbuchausgabe aus dem Rohwolt Taschenbuch Verlag mit 303 Seiten.

Preis

Das Taschenbuch kostet 9.99€, die Hardcover Ausgabe 19.90€. Ich habe mir das Buch von eine Kollegin ausgeliehen.

Meine Meinung

Als wir während des Kurses vor kurzer Zeit schauten, ob in diesem Jahr noch gute Filme anlaufen, war unter den zahlreichen Premieren auch "Die Vermessung der Welt" - und da ich ja zweifelsohne immer das Buch lese, bevor ich den Film schaue, habe ich es mir gleich mal ausgeliehen.

Und ich weiß nicht unbedingt, was ich davon halten soll. Angeblich ist das Buch so ein großer Gewinn für die literarische Welt, weil Dialoge alle in indirekter Rede wiedergegeben werden. Aha. Ist ja nicht so, dass das schon einige Autoren vorher- weit besser - gemacht haben. Zumal diese die indirekte Rede auch das ganze Buch über durchgehalten haben. Bei Kehlmann erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich ihn grammatikalisch verbessern will, weil indirekte Rede eben nicht bedeutet, einen Dialog einfach ohne Anführungsstriche zu schreiben. Das ist für mich kein angenehmes Lesegefühl und das hat mich auch mehrmals an den Punkt gebracht, an dem ich das Buch fast weggelegt hätte.

Die Charaktere waren eher schwierig. Gauß ist das ganze Buch hinweg grießgrämig und mit sich selbst nicht zufrieden, aber auch nicht in der Lage, sein Leben für sich selbst zum Positiven zu wenden, zumal er sich sowieso einen Dreck um andere Menschen schert.
Humboldt ist kein Träumer, er erfüllt sich seine Träume und wird vielleicht auch deswegen als Sonderling gesehen. Doch auch sein Ehrgeiz wurde irgendwann für mich sehr anstrengend.

Witz habe ich in dem Buch nur wenig gefunden. Die einzig witzige Stelle war für mich, als Humboldt den Lama getroffen hat, denn das erinnerte mich ungemein an die Switch Parodie von Wer wird Millionär.
An allen anderen Stellen war ich eher unbeeindruckt von diesem "Humor".

Ich denke alles in allem, dass "Die Vermessung der Welt", nicht den Anspruch haben will, historisch korrekt zu sein. Das sagt mir allein schon folgender Satz:

"[...] Romane, die sich in Lügenmärchen verlören, weil der Verfasser seine Flausen an die Namen geschichtlicher Personen binde."
S. 221

Hier beweist Kehlamnn dann doch ein bisschen Selbstironie.

Was mich aber wirklich am meisten gestört hat, war der fehlende rote Faden. Da ist am Anfang diese Konferenz in Berlin und am Ende, aber der ganz Zwischenteil besteht nur aus Humboldts Südamerika Erfahrungen und Gauß' Landvermessungen. Ich habe einfach keine Spannungssteigerung erkannt und somit plätscherte das Buch für mich so vor sich hin.

"Die Vermessung der Welt" ist für mich ein Buch, bei dem es für mich egal gewesen wäre, ob ich es nun gelesen habe oder nicht. Es war ganz nett, aber nichts, was sich länger in meinem Gedächtnis halten wird.


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